2. Niemand

#1 von Musikah , 18.03.2024 13:45

Diskutiert


Zitat von Bobby Stankovic im Beitrag Like-/Dislike-Responder — Uri heult rum
Finde, ohne Wir-sind-cooler-Attitudez und Musikfaschismus wäre das Alligatoah-Forum völlig uninteressant.


 
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RE: 2. Niemand

#2 von MichaelCR97 , 22.03.2024 03:02

Geilstes Thema.. und holt mich auch melodisch sehr gut ab.

"Du sagst: Was glaubst du, wer du bist?
Ich sag': Wer bist du, dass du glaubst?"



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RE: 2. Niemand

#3 von ElZee , 22.03.2024 03:48

Textlich ist das ein richtig altmodischer Alligatoahsong.



Folgende Mitglieder finden das supergeil: Eritas, Gnauf, Reyny Rey, Musikah, Florginal, MichaelCR97 und Nutella
 
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#4 von MichaelCR97 , 22.03.2024 13:42

cringe, aber die Hook würde mir gut als Handy-Klingelton passen tbh :D

"Trifft mich irgendwann ein Zufallsschlag, dann ist klar
Ich komm in die Erde, ich werd' eingegraben
Dann ist Feierabend, da ist keiner da
Sie fragen: „Willst du für den Himmel keine Eintrittskarten?“
Nein und amen! "

=> Ich finde bei dem Part kommt nicht nur lyrisch sondern auch von der Betonung her richtig gut rüber, wie lächerlich sich das lyrische Ich die Nachtod-Theorien findet



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#5 von Fleischer , 26.03.2024 15:34

Find ich gut! Mag Wortspiele sehr gern, weshalb ich hier auf meine Kosten komme. Hook ist natürlich etwas uninspiriert, aber dafür sind die Parts umso besser.


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RE: 2. Niemand

#6 von MichaelCR97 , 27.03.2024 15:23

Die generelle Grundidee des Songs find ich geil - das Aufzeigen wie sehr die Religion in unserer Sprache verankert ist und diese durch das Ersetzen des Wortes gekonnt parodieren.

Für mich sagt der Song (unter anderem!) aber vor allem aus, dass es ziemlich gleichgültig ist an was/wen man glaubt, Menschen sind einfach scheiße


[Part 1]
"Lass uns spazieren auf den Feldwegen
Und über Niemand und die Welt reden"


=> Mit der 1. Line wird ein schönes (Stimmungs)Bild für diesen Part gezeichnet.
Mit der Abwandlung von "über Gott und die Welt reden" macht auch extrem viel Sinn. Die originale Redewendung bedeutet ja über alles Mögliche und/oder über nichts Bestimmtes zu sprechen. Damit wird direkt aufgezeigt, dass es sich bei "Gott" (sowie bei "Niemand") um etwas nicht Greifbares sowie ganz Beliebiges handelt.

"Würde ich sagen: „Ich kenne die Wahrheit“, würde ich lügen"
=> Gute Line. Vor allem auch weil hier erstmals bisschen direktere Zweifel am "Glauben" lyrischen Ich gestreut werden, welches hier zugibt ja auch selbst die Wahrheit nicht zu kennen.

"Aber zweitausend Jahre nach irgend 'nem Typen
Traf mich bis heute immer noch kein Blitzeinschlag beim Wichsen
Also fick auf die Geschichten, nur ein Richter kann mich richten, ey"


=> Schöne direkte Kritik/Zurschaustellung und noch dazu sehr humorvoll. Was will man mehr?

"Für Zuflucht brauch' ich keine riesigen Gebäude
Niemand ist mein Zeuge
Ja, auch für mich gibt es ein'n heiligen Ort
Aber lassen wir die Kneipe im Dorf, ey, ey, ey"


=> Ganz schönes Wortspiel, hier auch mit der Reihenfolge. Zuerst wird vom Zuflichtsort (offensichtlich die Kirche) gesprochen und der Prunk daran krisiert, nur um dann späte die Abwandlung von "Kirche" zu "Kneipe" zu machen.
Der 2. Teil hier ist finde ich etwas dreideutig:
- Einerseits könnte die Umwandlung von "Kirche" zu "Kneipe" als heiligen Ort / Zufluchtsort aufzeigen, dass die Glaubensmenschen dennoch Suchtprobleme/etc. haben
- Andererseits ist es ziemlich offensichtlich eine Beschwichtigung des lyrischen Ichs gegenüber seines Gesprächspartners, weil er ja in der LIne zuvor sagt, dass auch er einen heiligen Ort habe
- Und zu guter Letzt hier wieder "Kritik" am lyrischen Ich, da diese 2 letzten Lines implizieren, dass der heilige Ort des lyrischen Ichs die Kneipe ist.. ob das am fehlenden Glauben liegt? (Ich bin Atheist und kann das verneinen, aber finde es schön, dass er in dem Song auch das lyrische Ich immer wieder leicht hinterfragt und keine 100% klare Seite einnimmt, obwohl natürlich die Kritik an Religion - was auch gut ist - klar überwiegt)

[Bridge 1]

"Manchen lauf' ich auf den Schlips
Und die Konflikte brechen aus"


=> Sehr treffendes und schönes Wortspiel.

"Du sagst: „Was glaubst du, wer du bist?“
Ich sag': „Wer bist du, dass du glaubst?“"


=> Dazu muss man eh nichts mehr sagen, oder? Eine der geilsten Lines des Albums.
Auch hier höre/lese ich durchaus wieder leichte Ambivalenz raus btw.

[(Pre-)Hook]
Lyrisch gesehen eine relativ gute Hook (inkl. Pre-Hook).
Auch hier kommt wieder die schöne unterschwellige Ambivalenz zum Vorschein, da er dennoch in den Krieg zieht, obwohl er an Niemanden glaubt.

[Part 2]
"Ich kann mich von jedem Gebot freimachen
Und die liebe Wissenschaft 'ne gute Person sein lassen
Für Moral brauch' ich keine Anleitung lesen
Die mir verbietet, wie niemand in Frankreich zu leben"


=> Richtig starker Teil und direkte Message!
Vor allem auch mit der Abwandlung "wie Gott in Frankreich zu leben", was mit der Absetzung Gottes - der durch die Vernunft ersetzt wurde (genau darum geht es ja in den Lines davor) - verbunden wird.

"Ich mach' Wein zu Pisse, warum ich keine Angst habe?
Weil ich nicht den Menschen an die Wand male"


=> "Wein zu Pisse" ist einfach nur witzig.
Und dann wird es wieder sehr interessant, weil "Teufel" durch "Mensch" ersetzt wird.
- dass er den Teufel nicht an die Wand malt, damit wird aufgezeigt, dass er ein sorgenfreieres Leben führt, was durch die nächsten Lines fortgeführt wird
- dass Ersetzen von "Teufel" durch "Mensch" impliziert meine Interpretation der Gesamtmessage des Songs: Menschen sind nicht nur scheiße, nein sogar teuflisch.

"Trifft mich irgendwann ein Zufallsschlag, dann ist klar
Ich komm in die Erde, ich werd' eingegraben
Dann ist Feierabend, da ist keiner da
Sie fragen: „Willst du für den Himmel keine Eintrittskarten?“
Nein und amen! Ey, ey, ey"


=> Bei dem Teil lach ich noch immer Da wird der Finger in die Wunde gelegt und sich nochmal richtig über die "religiöse Evolutionstheorie" lustig gemacht, hört man auch bei seinem Stimmeinsatz gut raus.

Die letzten 2 Lines zeigen dann aber auch, dass ebenfalls das lyrische Ich in seinem "Glauben" vernarrt ist.
Obwohl nach dem Tod doch jemand da ist/wäre und sogar Eintrittskarten für den Himmel anbietet, verneint das lyrische Ich.
(Edit: Das kann man von der Reihenfolge her auch anders interpretieren, also dass die Frage vor dem Tod kommt. Dann trifft dieser Punkt natürlich nicht zu. Aber denke die Reihenfolge und der nachfolgende Inhalt der Bridge ist bewusst so gewählt.)

[Bridge 2]
"Manchmal traurig, dieses Nichts
Doch ich kann nicht aus meiner Haut"


=> Hier wird die Hinterfragung des lyrischen Ichs noch am direktesten vorgetragen und das ist auch überhaupt erst der Grund, warum ich diesen Aspekt des Songs bemerkt habe.



Geniale Lyrik, die zumindest ich erst nach X-mal Hören (für mich) richtig verstanden habe.



Lyrik: 10 / 10 (ja.. besser geht immer, aber so wollen wir mal nicht sein)

Musikalisch: 9,5 / 10
- Parts: 10/10
- Pre-Hook: 10 / 10
- Hook: 8,5 / 10
- Bridge: 8,5 / 10

Gesamt: 10 / 10


Edit: Für mich insgesamt der stärkste Track des Albums.



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RE: 2. Niemand

#7 von MichaelCR97 , 30.03.2024 22:05

"Sie fragen: „Willst du für den Himmel keine Eintrittskarten?“
Nein und amen! Ey, ey, ey""

=> Das mit den Eintrittskarten kann man natürlich auch als klare Kritik gegen die Kirche sehen (Kommerzialität).


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